Die 1850 von der Familie Rainer gegründete Blei- und Miniumfabrik in Saag , die von der Bleiberger Bergwerks-Union 1891 übernommen wurde und seit dem 19. Jahrhundert einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Gemeinde bildete, wurde 1992 stillgelegt und fungiert seit 1994 während der Sommermonate als Event-Diskothek, genannt ‚Die Fabrik‘.
Weiterführende Links zu dem Thema:
http://www.fabrik.at/
http://de.wikipedia.org/wiki/Techelsberg_am_Wörther_See
http://www.memorial.at/uran/uran/uran.htm
http://www.kulturradpfade.at/index.php?area=archiv_addition&id=1245558600-1&y=2009
Miniumfabrik in Saag
Der Gebäudekomplex in Saag ist eine wertvolle Erinnerung an das einstige Bleiland Kärnten – ein Montandenkmal. Von 1850 bis zur Werksschließung 1992 wurde hier an der Einmündung des Metaubaches in den Wörthersee unter bewusster Ausnutzung der Wasserkraft Minium und Glätte hergestellt. Im Herbst 2003 schloss auch die Diskothek namens „Fabrik“ ihre Pforten. Sie hatte ihre Bezeichnung in Erinnerung an alte Zeiten gewählt.
Was ist Minium?
Minium oder Mennige ist ein Bleioxid in Form eines leuchtend roten Pulvers. Als Pigment wird es auch als Pariser Rot, Bleirot oder Saturnmennige bezeichnet. Mennige wurde bereits von den Römern als färbender Stoff unter den Zirkus-Sand gemischt, um die blutigen Spuren unsichtbar zu machen. Als Farbe wurde das Pigment auch in der Buchmalerei des Mittelalters verwendet. Mennige wird im Latein „minium“ genannt. Das soll den Begriff für Miniaturen (kleine Bilder in den kostbaren Handschriften) geprägt haben. Das Pigment ist aber unbeständig und wandelt sich am Licht langsam in braunes bis schwarzes Blei.
Die Minium-Herstellung
Hergestellt wird Minium durch gezielte Oxidation von Bleiweiß oder Bleigelb bei 480 Grad Celsius. Die erste fabriksmäßige Erzeugung erfolgte im 16. Jahrhundert in Venedig. Minium wurde für die Glas- und keramische Industrie und als Pigment in Ölfarben verwendet. Im 19. Jahrhundert entstand im Zuge der aufblühenden Industrie mit dem Einsatz als Rostschutzfarbe für Stahlbauten ein neues Anwendungsgebiet. Dazu wurde früher das Pigment mit Leinöl und oder Terpentinöl verrieben und verstrichen. Heute ist Bleimennige wegen seiner bekannten Toxizität als Rostschutz verboten. Die gelbe Glätte, eine andere Modifikation der Bleiglätte, wurde auch für keramische Kitte, für die „pasta plumbi“, eine Ekzemsalbe (auch „Apothekerglätte“) und für die Petrochemie als Zusatz zum Benzin (Klopffestigkeit) produziert.
Geschichte der Fabrik Saag
Johann Rainer 1782 – 1859 gründete bereits 1811 in Klagenfurt die Firma J. Rainer und entwickelte sich zum größten Bleiindustriellen seiner Zeit. Er war die prägende Persönlichkeit vor allem für den Unterkärntner Bergbau (Obir, Petzen und Mieß). Er war aber auch für Klagenfurt und den Ostteil des Wörthersees in industriehistorischer Sicht von großer Bedeutung. Der erste Standort der Mennigefabrikation der Firma Rainer war 1830 in Gurlitsch bei Krumpendorf, wo ab bereits ab 1813 Glätte und ab 1824 Schrot erzeugt wurde. Eine zusätzliche Mennigefabrik entstand 1850 als Zulieferbetrieb oder „Hilfswerk der Gurlitscher Fabrik“ in Saag. Die Fabrikanlagen lagen zum Teil auf der Halbinsel, die aus den Geschieben des Metaubaches an der Mündung in den Wörthersee entstanden war. Eine weitere Miniumfabrik stand in Reifnitz, die seit 1806 als Mennige- und Glättefabrik der Familie Herbert Bestand hatte, aber nach Übertragung des Betriebes nach Saag, 1879/71 zugrunde ging. Der Transport der Erzeugnisse erfolgte wie damals üblich mit großen flachen Holzkähnen, die von 4 Ruderern bewegt werden konnten (Ausmaße: 3,5 x 6 m). 1891 kam die Firma Rainer in die Hände der Konkurrenz, der Bleiberger Bergwerks-Union (BBU). Damals verfügte Saag noch über alte Handmischöfen. Die Arbeitszeit betrug 12 Stunden. In den Schlafräumen gab es immer nur je ein Bett für 2 Männer. Ein Arbeiter schlief während der andere auf Schicht war. Im Zuge der Rationalisierung ließ man den Schrotturm sowie die Mennige- und Glättefabrik in Gurlitsch auf. Nur noch das Unternehmen in Saag, das Bleiberg näher lag, blieb weiter in Betrieb. Durch die BBU wurden die ersten mechanischen Miniumöfen installiert, die mit Wasserkraft angetrieben wurden. Ab 1906 war die gesamte Miniumerzeugung der BBU in Saag konzentriert, auch die Glätteerzeugung verlegte man von Arnoldstein Gailitz nach Saag. 1992 wurde das Werk geschlossen.
Produktion von Minium
Im Jahr 1858 erzeugte Johann Ritter von Rainer, wie er nach seiner Adelserhebung hieß, in all seinen Fabriken in Kärnten 10.000 Zentner Glätte, 8 000 Zentner Mennige und 7 890 Zentner Schrot. 1966 produzierte die Miniumfabrik in Saag 3047 Tonnen Bleioxide bei ansteigender Tendenz. 1976 wurde die 5. Ofeneinheit in Betrieb genommen und der tausendste Miniumbrand gefeiert. Dazu kamen noch 35 t Bleiglätte, so dass die Fabrik 1976 bereits 5000 t weit überschritten hatte. Ende der 80erJahre stieg die Produktion auf 10 000 Tonnen pro Jahr, das sind ungefähr 500 Eisenbahn Waggons zu je 20.000 kg. Damit wurden 27 Prozent des gesamten Osthandels von allen westeuropäischen Bleioxydproduzenten erreicht. Geleistet haben das nur 18 Arbeiter und 3 Angestellte.
Verpackungsmaterial für Minium, Fassfabrik Saag
Das Holzfass war bis 1964 die einzig adäquate Verpackung für den Transport von Minium. Daher ist die Fassfabrikation so alt wie die Miniumproduktion in Saag. Schon zu Zeiten der Firma Rainer wurden Fässer hergestellt, später produzierte sie die BBU aus dem Holz eigener Forste. Die Erzeugung richtete sich stets nach der Miniumproduktion. 1927/29 wurde ein Belegschaftsstand von ca. 30 Leuten vermerkt. Im Jahre der Stilllegung 1964 waren es nur mehr sieben. Jährlich wurden bis zu 1200 Festmeter Holz pro Jahr verarbeitet. Im Laufe der Zeit verdrängten jedoch Säcke aus Papier und Kunststoff mit einer Kapazität von 25 oder 50 kg Füllgewicht die Holzfässer. Auf dem Gelände der stillgelegten Fassfabrik und der Halbinsel errichtete die BBU eine Erholungs- und Badeanlage für Betriebsangehörige. 36 Betten standen Bergknappen und Chemiearbeitern gegen geringes Entgelt zur Verfügung. Nach der Schließung des BBU Miniumwerks Saag 1992 entstanden aus den ehemaligen Arbeiterwohnungen neue Genossenschaftswohnungen.
Der Waren-Transport
Das 19. Jahrhundert brachte mit dem Eisenbahnbau eine wichtige Erschließung für die Industrie in Kärnten: 1863/64 die Strecke Marburg-Bleiburg-Klagenfurt-Villach (für Saag ausschlaggebend!); 1868/73 die Kronprinz-Rudolf-Bahn im Abschnitt Friesach-Tarvis mit der wichtigen Anschluss-Strecke nach Hüttenberg. Weiters verband ab 1871 die Pustertalbahn Villach mit Franzensfeste. Literatur: „Die Miniumfabrik in Saag“ Friedrich Ucik/ Gertraud Warmuth, in: „Ortschronik: Techelsberg am Wörther See“.
Quelle: Verein IMPULSE
Zuletzt aktualisiert am 08.10.2012